Bei der letzten Untersuchung bei Ihrem Frauenarzt ist ein auffälliger Befund festgestellt worden, weshalb Sie zu unserer Dysplasiesprechstunde überwiesen worden sind. Diese Sprechstunde ist eine Spezialsprechstunde zur Abklärung unklarer Befunde an Gebärmutterhals (Cervix), Scheide (Vagina) und Schamlippen (Vulva). Bei der jährlichen Untersuchung zur Krebsfrüherkennung beim Frauenarzt werden sowohl die äußere (Vulva) als auch die innere Genitale (Scheide und Gebärmutterhals) untersucht. Im Rahmen der Krebsvorsorgeuntersuchung wird ein sogenannter PAP-Abstrich entnommen.
Vorstufen von Krebs frühzeitig erkennen
Es bedeutet, dass Zellen vom Gebärmutterhals als Abstrich entnommen und untersucht werden. Ziel ist die frühzeitige Erkennung von Zellveränderungen wie Vorstufen von Krebs (sog. Dysplasie), aus denen im Verlauf bösartige Tumoren (Gebärmutterhalskrebs) entstehen können. Krebsvorstufen entwickeln sich oft sehr langsam, werden bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen meist frühzeitig entdeckt und können gut und in der Regel ambulant behandelt werden. Im Rahmen unserer Dysplasiesprechstunde haben wir die Möglichkeit die genaue Art Ihrer Erkrankung festzustellen, die notwendigen Verlaufskontrollen zu vereinbaren und wenn notwendig, die adäquate Behandlung zu planen und durchzuführen. Ferner bieten wir im Rahmen dieser Sprechstunde die Abklärung und Behandlung von chronischen gynäkologischen Infektionen und Hautveränderungen wie Beispielsweise chronische Pilzinfektionen oder das häufig späterkannte Krankheitsbild des Lichen sclerosus an.
Auf Ihre offenen Fragen gehen wir gerne in einem persönlichen Gespräch ein. Bitte bringen Sie zu Ihrem ersten Termin alle vorhandenen Vorbefunde und falls vorhanden eine Medikamentenliste, Allergiepass, Mutterpass oder Notfallausweis mit.
Häufig gestellte Fragen
Als Hauptursache der Dysplasie gilt die Infektion mit bestimmten Typen der Humanen Papillomaviren (HPV). Diese Infektion ist verantwortlich für Zellveränderungen der Schleimhäute. Außerdem verursachen einige Subtypen des HPV, Genitalwarzen, sogenannte Kondylome.
Durch Intimkontakte:
Humane Papillomviren werden über direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Ansteckung erfolgt durch den unmittelbaren Kontakt mit infizierten Haut- und Schleimhautbereichen. Dies geschieht in erster Linie durch intime Haut- und enge Körperkontakte.
Andere Übertragungswege:
Eine Übertragung auf nicht-sexuellem Weg ist ebenfalls möglich, kommt aber eher selten vor. Ein Beispiel ist die Übertragung von der Mutter auf ihr Kind bei der Geburt. Eine Ansteckung ohne Schleimhautkontakt scheint dagegen nicht möglich zu sein. Ob die Viren beim Kontakt der Genitalschleimhäute mit verunreinigten Gegenständen übertragen werden können, wie zum Beispiel Schmierinfektionen durch Kontakt mit Toiletten, Handtüchern oder gemeinsam genutzter Seife ist momentan noch unklar, kann aber zumindest theoretisch nicht völlig ausgeschlossen werden.
Die Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) ist nicht selten und stellt für sich alleine keine Gefahrensituation dar. Es gibt mehr als 200 verschiedenen HPV-Typen und etwa 48 von ihnen können die Schleimhäute sowohl im Genitalbereich als auch im Analbereich und im Mund-Rachenbereich von Männern und Frauen infizieren. Einige dieser Viren sind für die Bildung von gutartigen Feigwarzen an den Genitalien verantwortlich, andere Typen sind maßgeblich an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und weiteren Krebsarten an Vulva, Vagina, Anus, im Mund- Rachenbereich oder am Penis beteiligt.
Eine Analyse aus den USA zeigte, dass bei ca. 75 Prozent der Frauen und Männer zwischen dem 15. und 49. Lebensjahr eine wenigstens einmalige bzw. gegenwärtige HPV-Infektion vorlag. In Deutschland schätzt man die jährliche HPV-Infektionsrate auf ca. 6 Millionen (etwa 14 % aller Frauen).
Die Infektion alleine ist keine Krankheit. Nur wenn zusätzlich im Abstrich oder in einer Gewebeprobe Zellveränderungen festgestellt wurden, muss eine genaue Untersuchung und Behandlung im Rahmen einer Dysplasiesprechstunde erfolgen.
Die wichtigste Maßnahme gegen bestimmte HPV-Infektionen ist die vorbeugende Schutzimpfung. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt die Impfung gegen HPV für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden. Je früher geimpft wird, desto größer ist der Nutzen.
Rauchen: Das Risiko von Raucherinnen, an Cervixkarzinom zu erkranken, ist 60 Prozent höher als das von Nichtraucherinnen. Das Risiko steigt, je früher mit dem Rauchen angefangen wurde und je mehr Zigaretten pro Tag konsumiert werden. HPV-Infektionen bleiben bei Raucherinnen länger bestehen, womit das Risiko für eine krebsauslösende, persistierende Infektion steigt.
Es gibt verschiedene Schweregrade der Krebsvorstufen (Dysplasie oder CIN I-III). Die meisten Veränderungen am Gebärmutterhals, sogenannte Vorstufen (in der Medizin Dysplasie genannt), bilden sich zu einem hohen Prozentsatz – ca. um die 90 Prozent – von alleine zurück. Die Ursache für die Rückbildung derartiger Befunde liegt in der Biologie unseres Körpers und an für den Muttermund besonderen Gegebenheiten. Hochgradige Vorstufen (CIN III) müssen operativ entfernt werden, da aus ca. 20 bis 30 Prozent Krebs werden kann. Die Entstehung eines Gebärmutterhalskrebses kann dann durch entsprechende Therapie verhindert werden.
Es müssen genauere Untersuchungen vorgenommen werden, wie zum Beispiel eine Spiegelung des Gebärmutterhalses mittels 15- bis 30-facher Lupenvergrößerung (Kolposkopie), eventuell eine Gewebeprobe (Biopsie) und beim Vorliegen einer hochgradigen Veränderung eine Operation.
Die HPV-Infektion an sich ist nicht behandelbar – hier muss man auf die natürliche Ausheilung warten. Bei leichten und mäßiggradigen Vorstufen kann oft auch auf die Selbstheilung gewartet werden. Handelt es sich aber um eine hochgradige Vorstufe, wird das erkrankte Gewebe durch eine Exzision entfernt, das heißt es wird ein kleiner Gewebekegel aus dem Muttermund geschnitten (sog. Konisation). Besteht diese Veränderung im Bereich der Vulva, erfolgt eine lokale Entfernung des veränderten Bereichs mithilfe eines Lasergeräts (sog. Laserexzision).
Wir bieten in unserer Klinik eine spezialisierte Behandlung von der Diagnosestellung bis zur Beseitigung der festgestellten Veränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses oder der Vulva mit hochmodernen Techniken.
Folgende Erkrankungen behandeln wir außerdem in der Dysplasiesprechstunde:
Lichen sclerosus et atrophicans
Lichen ruber
Vulvodynie (unklaren Schmerzen im Bereich der äußeren und inneren Genitale)
Rezidivierende Infektionen im Bereich des weiblichen Genitals
Interne und externe Kooperationspartner
Interne Kooperationspartner
– Klinik für Anästhesie, Operative Intensiv und Palliativmedizin
– Sozialdienst
Externe Kooperationspartner
– MVZ Pathologie & Zytologie Rhein-Sieg
– MVZ Medizinisches Versorgungszentrum Solingen
– Selbsthilfegruppen: https://www.lichensclerosus.de/home